Vom 22. – 24. Oktober fand in Nürnberg der 69. Internationale Hörakustiker-Kongress EUHA statt. Beat Graf von Pro Audito war – wie schon 2024 – als Referent dabei. Was gab es sonst Neues? Hier bekommen Sie einen Überblick über die wichtigsten Themen.

Erfolgreicher Auracast Workshop von Pro Audito
Pro Audito Schweiz ist Wissensvermittlerin rund um Bluetooth LE Audio und Auracast. Klar also, dass Pro Audito Auracast-Experte Beat Graf am EUHA-Kongress die Gelegenheit nutzte, um dem interessierten Fachpublikum die neusten Erkenntnisse zu präsentieren – diesmal in Zusammenarbeit mit GN Resound, dem Hörsystemhersteller, der das erste Auracast-fähige Hörgerät auf den Markt gebracht hat. Im Praxis Workshop Auracast ging es aber nicht nur um die Chancen und Risiken der noch jungen Technologie. Fast noch wichtiger war: Beim Workshop hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, die Technologie live und an den eigenen Ohren auszuprobieren. Eine Chance, die geschätzt wurde, wie das ausnehmend positive Feedback zum Workshop belegt.

Noch mehr Auracast
Auch sonst war das Thema Auracast am EUHA-Kongress schwer zu verfehlen. Nach GN ReSound hatte dieses Jahr auch Starkey Auracast-fähige Hörgeräte dabei. Dazu kommt ein immer grösser werdendes Angebot an Auracast-fähigem Zubehör, Sendegeräten und ähnlichen Produkten. Und: Bei fast allen namhaften Herstellern war zumindest das Signet «Auracast ready» zu sehen. Das bedeutet, dass Auracast zwar noch nicht verfügbar, der dafür nötige Bluetooth-Chip allerdings verbaut ist und per Software-Update aktiviert werden kann. Wann dies der Fall sein wird, wollten die Hersteller noch nicht preisgeben.
Und natürlich KI
Künstliche Intelligenz (KI) ist das Hype-Thema der letzten Jahre. Das war auch beim diesjährigen EUHA-Kongress nicht anders: “Praktisch überall”, erzählt Pro Audito-Technik-Experte Luca Diggelmann “stand KI drauf”. Zu KI in Hörgeräten, bzw. den aktuellen Erkenntnissen vom EUHA 2025 werden wir deshalb ausführlich in einem separaten Artikel berichten.
Schönere Hörgeräte? Ja, bitte!
Neben technologischen Fortschritten gab es beim EUHA aber auch ästhetische Bestrebungen zu bestaunen. “Die Hörsysteme entwickeln sich teilweise in Richtung Mode-Accessoire”, meint Luca Diggelmann. Dabei gehen die spannenden Ansätze in unterschiedliche Richtungen:
- Das Designerstück: Die einfachste Methode ist, das Hörgerät einfach schöner zu machen. Statt dem bekannten «Rentner-Hellbraun» und «Neutral-Blaugrau» sind diese Hörgeräte in auffälligen Farben gehalten, glänzen metallisch und erinnern fast mehr an Sci-Fi-Zubehör als an ein klassisches Hörgerät.

- Der Kopfhörer: Earbuds (= Im-Ohr-Kopfhörer) sind heutzutage ein völlig normaler Anblick. Was also, wenn ein Hörgerät wie ein Earbud designt wird, und so einfach in der Masse verschwindet bzw. gar nicht mehr als Hörgerät wahrgenommen wird? Eine Idee, die verschiedene Hersteller verfolgen. Das Prinzip ist einfach: Alle Komponenten eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts werden in die Form eines modischen Earbuds gebracht. Dabei gibt es sowohl Modelle, die den Gehörgang verschliessen, als auch solche, die den Luftschall noch durchlassen.
OTC wird grösser
Der Trend zu mehr Lifestyle-Design ist besonders stark bei den so genannten Over-the-Counter Hörgeräten (OTC) zu beobachten, die – als Einsteigergeräte – ohne Verschreibung eines Ohrenarztes oder einer Ohrenärztin erhältlich sind. Hier sind die Einstiegshürden für Nutzer:innen und Herstellerfirmen kleiner, man kann sowas auch mal ohne grössere Investition ausprobieren.
Insgesamt wächst das Angebot an OTC-Geräten stark an und das Thema wird vermutlich in den kommenden Monaten und Jahren an Bedeutung gewinnen. Dabei gilt es zu bedenken: Ein OTC-Hörgerät ist eine Möglichkeit, um auszuprobieren, wie es sich anfühlt, ein “Gerät” im Ohr zu haben, und ob die höhere Lautstärke das Verstehen verbessert. Der niedrige Preis senkt die Hürde für ein erstes Testen. Andererseits enthalten OTC-Geräte nicht die gleiche Technik wie ein hochentwickeltes Hörgerät und haben entsprechend auch nicht die gleichen Funktionen. Wer einen ärztlich bestätigten Hörverlust hat und die Anforderungen für ein Hörgerät erfüllt, sollte sich also weiterhin Hörgeräte aus dem Hörakustik-Fachgeschäft zulegen.
Spannendes Hilfsmittel: Die Hör-Brille

Nicht nur das Hörgerät, auch die Hör-Brille könnte schon bald für Menschen mit Schwerhörigkeit ein relevantes Hilfsmittel werden. Dafür gibt es zwei Ansätze – Verstärkerbrillen und Untertitel-Brillen. Verstärkerbrillen, die den Ton via Mikrofon im Brillengestell aufnehmen und über ebenfalls integrierte Lautsprecher verstärken, wurden beim EUHA-Kongress von mehreren Anbietern vorgestellt. Untertitelbrillen waren beim EUHA-Kongress zwar noch nicht vertreten, es existieren aber bereits einige Modelle, die Pro Audito in naher Zukunft testen wird. Ein Bericht wird folgen.
Möchten Sie ausführlicher über den EUHA 2025 und die dort vorgestellten Neuerungen lesen? Dann freuen Sie sich auf die nächste Ausgabe des Magazins Dezibel: Hier das Dezibel abonnieren.
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