Urs (67)
Urs geniesst das Leben trotz zunehmender Schwerhörigkeit . Der pensionierte Elektrotechniker schätzt sein Restgehör auf 30 Prozent.
Dass Urs als kleiner Bub schlecht hörte, merkte im Kindergarten niemand. Eine Logopädin korrigierte seine vermeintlichen Sprachfehler. «Sie sass neben mir, damit ich ihre und meine Lippen im Spiegel sehen konnte. So lernte ich richtig reden.»
Erst in der Mittelstufe stellte ein Arzt seinen Innenohrhörschaden fest. Urs bekam seine ersten Hörgeräte und schaffte die neun Jahre in einer normalen Schule. Zwar mit schlechten Noten in Deutsch und Französisch, aber umso besseren in Mathe und Physik: Urs macht nach der Schule eine Lehre als Elektrozeichner.
Schwerhörig im Zementwerk
Urs bildet sich in den ersten Berufsjahren zum Elektrotechniker weiter. Dann tritt er in der Zementfabrik Wildegg eine Stelle als Betriebselektriker an, die zu seiner Lebensstelle werde sollte. Er hatte sie dreissig Jahre lang inne, bis zu seiner Pensionierung.
War die Schwerhörigkeit nie ein Problem in dieser beruflichen Umgebung?
Doch, aber zum Glück für Urs machte die Technik zügige Fortschritte. Es gab sogar Situationen, in denen er mit seinen Hörgeräten im geräuschvollen Zementwerk gegenüber Guthörenden im Vorteil war.
Akzeptieren und nach vorne schauen
Urs hat gelernt, seine Schwerhörigkeit zu akzeptieren. Gleichzeitig ist er offen für Verbesserungen, die für einen Vollblut-Elektriker wie ihn vor allem technischer Natur sind.
Dass er seine Hörgeräte (stets ein neueres Modell) via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden kann, schätzt er ebenso wie die T-Spule, die ein Musikkonzert für ihn zu einem wirklichen Hörgenuss macht.
Urs geniesst seine Pensionierung, bemerkt aber auch die zunehmende Reduktion seines Restgehörs. «Ohne Hörgeräte habe ich keine Chance mehr», räumt er ein. «Familie und Freunde verstehe ich mit den Geräten noch einigermassen, doch bei fremden Stimmen habe ich Mühe. Auch am Stammtisch kriege ich manchmal erst mit, worum es geht, wenn das Thema schon vorbei ist.»
Zwischendurch muss er sich ausklinken und erholen. Urs geht gerne biken, wandern, reisen und hat wieder angefangen zu kochen. Er backt regelmässig Brot für sich und seine Frau Elke.
Die beiden sind seit fünf Jahren verheiratet und schon seit dreizehn Jahren zusammen. «Urs hat sein Hörproblem von Anfang an offen zum Thema gemacht», erinnert sich Elke. Sie sei mit dem Thema irgendwie mitgewachsen. «Aber es ist nicht einfach», gibt sie zu bedenken. «Wir produzieren auch in der Paarkommunikation manchmal richtige Missverständnisse.»
Steckbrief
Urs
schätzt sein heutiges Restgehör auf 30 Prozent.
Zuhause
ist er an zwei Wohnorten, am Bodensee und in Othmarsingen.
Beruflich
war Urs während 30 Jahren als Betriebselektriker in einer Zementfabrik tätig.
Sozial aktiv
ist Urs bei Pro Audito, in der Kirchengemeinde und der Freiwilligen Feuerwehr.
Urs über sein Leben
«Ich bin stolz auf das, was ich trotz meiner Hörbehinderung im Leben erreicht habe.»
Weitere Informationen
So können Sie helfen
Mitgliedschaft
Werden Sie Mitglied: Sie profitieren von Vorteilen und unterstützen schwerhörige Menschen in der Schweiz. Für 50 CHF im Jahr.
Spenden
Unterstützen Sie uns mit einer Spende: Ob klein oder gross. Ihr finanzieller Beitrag trägt die Arbeit von Pro Audito mit.