Eeva (42)
«Meine ersten Hörgeräte in der Schweiz waren eine Katastrophe», erinnert sich Eeva. Die gebürtige Finnin ist klug und pfiffig. Aber für ihre Rechte als Schwerhörige einzustehen, das musste sie lernen.
Als Kind hört Eeva gut, doch in den Teenagerjahren schlagen die Gene des schwerhörigen Vaters durch. Sie bekommt mit sechzehn ihr erstes Hörgerät, sieben Jahre später das zweite.
Obwohl die Ohren weiter nachlassen, schafft Eeva Schule und Uni ohne grössere Probleme. «Ich habe nie gesagt: ‹Ich kann das nicht, weil ich schwerhörig bin›, sondern habe alles so gemacht, wie ich es wollte.» Die Sprachexamen darf sie wegen der Schwerhörigkeit im Eins-zu-eins-Gespräch ablegen.
Heute spricht sie neben ihrer Muttersprache noch Schwedisch, Englisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch.
Finnland, London, Schweiz
Einen Abschluss in «Business Law & Administration» in der Tasche, tritt Eeva, nach Aufenthalten in Deutschland und in Ecuador, in Finnland ihre erste Stelle an. Bald ergibt sich die Chance, für die Firma eine Position in London zu bekleiden.
Die nächste berufliche Station führt Eeva in die Schweiz. Sie leitet heute den Bereich Sales Administration einer Handelsfirma in Zug. Seit den Covid-Zeiten fallen ihr die langen Bürotage allerdings zunehmend schwer. Sie arbeitet deshalb jetzt mehr im Homeoffice. «Vor Covid glaubte ich, immer beweisen zu müssen, dass ich trotz Schwerhörigkeit alles machen kann», sagt sie. «Das hat sich jetzt geändert. Jetzt sage ich, wenn mir etwas zu viel wird.»
Zukunftsängste
Eevas Hörverlust beträgt aktuell 80 Prozent, und ein Ende ist nicht absehbar. Die Verschlechterung kommt bei ihr in Schüben. Sie befürchtet, von einem Tag auf den anderen zum Beispiel 10 Prozent zu verlieren.
Die Frage nach einem CI rückt deshalb näher. Das Thema stresst die berufstätige und unternehmungslustige Eeva: «Kann ich dann noch meine Sprachen sprechen? Gleichermassen weiterarbeiten?»
Systemwechsel als Lernaufgabe
In Finnland sind Hörgeräte Teil der medizinischen Grundversorgung; der Staat finanziert sie. «Im finnischen System», erklärt Eeva, «bin ich sicher, dass sie im Hörzentrum machen, was sie können, um zu helfen. Sie verdienen deshalb nicht mehr oder weniger Geld. Ältere Leute bekommen dann vielleicht nicht den ‹Ferrari›, aber bei jungen Leuten machen sie immer so viel wie möglich, damit sie im Berufsleben eine Chance haben.»
Die ersten in der Schweiz gekauften Hörgeräte waren hingegen eine Katastrophe. «Ich war einfach zu schüchtern, zu sagen, dass die Dinger für mich nicht funktionieren.»
Doch Eeva lernt allmählich, sich wie eine Kundin zu verhalten. Ein Beispiel: Sie bemerkt einen Funktionsfehler bei ihren Hörgeräten. «Auf über tausend Höhenmetern haben sie sich automatisch ausgeschaltet.» Der Akustiker will das nicht glauben. Aber Eeva besteht auf der nötigen Reparatur, am Ende sogar mit einem Rechtsanwalt, und kann ihre Forderung durchsetzen.
Steckbrief
Eeva
hat schon 80 Prozent ihres Hörvermögens verloren.
Zuhause
ist die gebürtige Finnin in Zug, mit Blick auf den Zugersee.
Beruflich
leitet sie den Bereich Sales Administration einer Handelsfirma.
Sportlich
bewegt sie sich gerne draussen in der Natur: Skifahren, Langlauf, Wandern.
Tipps und Tricks
teilt Eeva bei Pro Audito Zug und in einer finnischen Facebook-Gruppe.
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