Der Krieg in der Ukraine tobt seit über zwei Jahren und verursacht unermessliches Leid in der Bevölkerung. Die Fotojournalistin Maiia Makieieva berichtet für Pro Audito aus dem Kriesengebiet.
Seit Beginn der Kampfhandlungen ist für die Ukrainerinnen und Ukrainer nichts mehr, wie es vorher war. Besonders prekär ist die Lage für schutzbedürftige Personen – Kinder, kranke und alte Menschen – aber auch für diejenigen, die mit einer Hör- oder Sehbehinderung leben.
Zahlen und Fakten
Zu Beginn der Kampfhandlungen lebten schätzungsweise 10 Prozent der Bevölkerung, also über 4’000’000 Personen, in der Ukraine mit einer Hörbehinderung. Der «Weltverband der Gehörlosen» gibt an, dass bis Juni 2022 mehr als 5’000 gehörlose und schwerhörige Menschen das Land verlassen haben. Trotzdem ist die Zahl der hörgeschädigten Bürgerinnen und Bürger in den zweieinhalb Jahren des Krieges deutlich gestiegen. Der Grund: Der hohe Invaliditätsgrad unter den Soldaten.
Yuriys Geschichte
Yuriy Arslonov ist einer dieser Soldaten. Nach einer Gehirnerschütterung im Krieg hat er sein Gehör fast vollständig verloren. Er erzählt: «Ich habe mich schon am ersten Tag, gleich zu Beginn der grossangelegten Invasion Russlands in die Ukraine beim Territorialen Rekrutierungszentrum gemeldet. Bereits fünf Tage später, am 27. Februar 2022 war ich an der Front. Die erste Verletzung, die sich auf mein Gehör auswirkte, erlitt ich dann Anfang 2023, also ein knappes Jahr später. Während des Sturms auf die Ortschaft Tokmak in der Region Saporischschja hat dann eine zweite Gehirnerschütterung durch den Explosionsdruck einer Granate meine weitere Militärkarriere beendet.» Der Granatenbeschuss knapp über seinem Kopf hat für Yuriy gravierende Folgen: Der Soldat verliert 80 Prozent seines Gehörs. Ende Dezember 2023 wird er endgültig aus dem Militärdienst entlassen.
Heute hat Yuriy den Status eines Hilfsgeistlichen und betreibt ein Sanitärgeschäft. Er träumt davon, ein eigenes Rehabilitationszentrum für Soldaten zu eröffnen. Denn Yuriy glaubt fest daran: «Man kann zwar sein Gehör verlieren, aber niemals seine Menschlichkeit!»
Maiia Makieieva, IMAGOpress.com
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