Schriftdolmetschen: Wer hat’s erfunden?

Montag, 15. April 24

Schriftdolmetschen: Erfunden von Menschen mit Schwerhörigkeit für Menschen mit Schwerhörigkeit. Ein Rückblick auf die wichtige Dienstleistung, die  es ohne Pro Audito wohl nicht geben würde. 

Finger, die rasend schnell über die Tastatur fliegen. Eine vollständige Mitschrift – nicht bloss ein gekürztes Protokoll – zum Nachlesen. Manuell erstellte und entsprechend verlässliche Untertitel für das Online-Meeting. Wie lange gibt es das alles eigentlich schon? „Der Wunsch nach einer professionellen Mitschrift, als Ergänzung zum Hören und Lippenlesen, kam bei Menschen mit Schwerhörigkeit in den 1990er Jahre verstärkt auf“, erinnert sich Kathrin Bertschi, die das Schriftdolmetschen bei Pro Audito verantwortet.

Richtig Fahrt aufgenommen hat das Projekt, das anfänglich noch „Schnellschreibdienst“ hiess, dann im Jahr 2004 mit dem ersten Ausbildungskurs für die zukünftigen Schriftdolmetscher:innen. Dem ersten Kurs folgte 2006 ein zweiter. Und dann im Jahr 2010 ein dritter, mit einem neuen Ausbildungskonzept und in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Lautete vorher das Motto der Mit-Schreiber:innen „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“, ging es fortan darum, das Gesagte möglichst vollständig und ohne „Zensur“ in Text zu verwandeln. 

Was bringt’s?

Die Vorteile des Angebots liegen auf der Hand:

  • Wer mitlesen kann versteht mehr und kann sich aktiv beteiligen.  Die Doppelbelastung Mithören / Verstehen und Notizen machen entfällt.
  • Die elektronische Mitschrift gibt Sicherheit und dient auch zum Nachlesen zuhause.
  • Die Mitschriften sind verlässlich: Schriftdolmetscher:innen sind Fachleute mit einer entsprechenden Weiterbildung – Verschwiegenheit, Neutralität und eine gute Vorbereitung sind selbstverständlich.

Schriftdolmetschen heute

Schriftdolmetschen ist heute für Menschen mit Schwerhörigkeit in vielen Situationen der Schlüssel zur Barrierefreiheit. Pro Audito hat die, aus dem Selbsthilfe-Gedanken geborene, Dienstleistung immer weiter professionalisiert und koordiniert aktuell jährlich über 1’500 Mitschriftstunden. Ausserdem wird das Schriftdolmetschen im beruflichen Kontext und für Aus- und Weiterbildungen von der IV als so genannte „Dienstleistung Dritter“ anerkannt und vergütet. Auch die Sozialversicherung hat also den Wert des Schriftdolmetschens als professionelle Assistenzleistung erkannt.

Heute tippt ein:e „Schriftie“ übrigens mindestens 500 Anschläge pro Minute, die Mehrheit beherrscht das Re-Speaking und transkribiert – seit Corona – online genauso sicher wie vor Ort. Nicht zuletzt deshalb ist die Nachfrage nach Schriftdolmetschen steigend. „Gut, dass es das Schriftdolmetschen gibt“, finden die vielen dankbaren Kund:innen, die ihre Ausbildung, berufliche Meetings, Weiterbildungen und viele andere Situationen ohne die Assistenz von Pro Audito nicht oder nur schwer bewältigen würden. 

Schriftdolmetschen. Erfunden von Menschen mit Schwerhörigkeit und für Menschen mit Schwerhörigkeit. Danke an alle, die sich für diese tolle Sache eingesetzt haben!

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