Eine berufliche Odyssee hat Regula hinter sich. Immer wieder verliert sie ihren Job – wegen der Ohren. Immer wieder startet sie von vorn. Bis sie irgendwann spürt: «Ich kann so nicht weitermachen. Ich brauche Hilfe».
Verschweigen
Der erste Hörtest bei Regula zeigt bereits einen Hörverlust von saftigen 40%. Hörgeräte müssen her. Aber Regula findet «das ist doch noch nichts für mich» und trägt sie meistens in der Hosentasche. Zuerst klappt das noch einigermassen, aber irgendwann hat sie am Telefon selbst mit Hörgeräten grosse Mühe, etwas zu verstehen. Als es nicht mehr geht, sattelt Regula um. Weg vom Büro und vor allem weg vom Telefon. Eine neue Anstellung findet sie als Betreuerin im Gefängnis. Das Problem ist nur, dass Regula, aus Angst vor einer Absage, beim Vorstellungsgespräch ihre Schwerhörigkeit unerwähnt gelassen hat. Und das rächt sich : Die notwendigen Telefonate mit dem Sicherheitsdienst sind für Regula in den hohen Betonkorridoren des Gefängnisgebäudes schlicht unmöglich. Mit den Gefangenen durch die Luke kommunizieren? Schwierig… Als eines Tages der Chef sieht, wie Regulas Hörgerät auf den Boden fällt, als sie es gerade in der Hosentasche verschwinden lassen will, nehmen die Dinge ihren Lauf: Gespräche mit der Geschäftsleitung, ein – misslungener – Versuch, mit Bluetooth-fähigen Hörgeräten eine Verbesserung zu erzielen, und schliesslich die dringende Empfehlung, sich eine andere Beschäftigung zu suchen. Enttäuscht nimmt Regula die erstbeste Stelle an, die ihr angeboten wird. Leider im Empfangsbereich, also maximal ungünstig für jemanden, der, Mühe mit Hintergrundlärm und vor allem mit Telefongesprächen hat. Es kommt, wie es kommen muss: Nach nur drei Monaten, muss Regula die Segel streichen. Nervlich am Ende und desillusioniert, was ihre beruflichen Aussichten mit einer Schwerhörigkeit angeht.
Transparenz
Heute ist der offene Umgang mit dem Hörgerät ein bisschen Regulas Thema geworden. Regula macht es verrückt, wenn Hörgerätehersteller damit werben, dass ein Gerät «kaum sichtbar» oder «diskret und unauffällig» ist: «Ich finde das schlimm, denn es wird ja quasi propagiert, dass man sich für sein Hörsystem schämen muss. Ich denke, je mehr Menschen ihr Hörgerät oder CI sichtbar tragen, desto mehr wird es normal, genauso wie eine Brille», sagt sie. Und : «Ich weiss, es gibt viele Leute, die wollen das nicht. Bei mir war es ja genauso, ich habe es jahrelang mit verstecken und nicht darüber reden versucht. Ich habe ganz konkret meine Schwerhörigkeit verschwiegen, weil ich Angst hatte, meinen Job zu verlieren. Und das ist ja auch passiert. Ich kann also nicht sagen, dass die Angst unbegründet war. Trotzdem habe ich irgendwann gemerkt: Es hat nur Vorteile, wenn ich meine Schwerhörigkeit offen zeige. Dann hat mein Gegenüber die Chance, nachzufragen.»
Lesen Sie im aktuellen dezibel, wie Regula zu dieser Einstellung gelangt ist, wer ihr geholfen hat und wie es ihr heute geht.