Profi-Tänzer mit Hörgerät? Das geht!

Dienstag, 12. September 23

Als international bekannter Tänzer, Regisseur und ausgebildeter Pantomime kennt Thomas sich aus mit der Körpersprache. Das muss er auch. Denn bis er 64 ist, lebt er ohne Hörgeräte – und das bei einem Hörverlust von über 70 Prozent. 

«Ich denke, ich habe mein Gehör schon kaputt gemacht, als ich noch keine achtzehn war. Ich habe damals Handball gespielt, als Keeper in der Junioren Auswahlmannschaft. Und vor jedem Match habe ich auf voller Lautstärke das Album «Wish you were here» von Pink Floyd gehört, mit Kopfhörern. Ich war leider ein Spinner als junger Mann», sagt Thomas mit einem Augenzwinkern, das zeigt, dass er keinen Groll hegt, wegen seines jugendlichen Leichtsinns.  

Tänzer-Traum

Mit Mitte zwanzig geht Thomas nach Paris, um dort die Marcel-Marceau-Pantomimenschule zu besuchen. Im zeitgenössischen Tanz und Tanztheater, auch «Physical Theatre» genannt, findet er seine künstlerische Heimat und macht, man darf das ohne Übertreibung sagen, international Karriere. Zwanzig Jahre in Paris, London und New York, ein Jahrzehnt als Mitbegründer und artistischer Direktor der «on.off.Werkstatt» in Bern, um nur einige berufliche Stationen zu nennen. Über vierzig Jahre arbeitet er freischaffend und realisiert zu 99 Prozent eigene Projekte, zusammen mit Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt

Verdrängung

Auf die Frage, ob ihn die Schwerhörigkeit gar nicht beeinträchtigt hat, sagt Thomas: «Im Nachhinein denke ich: Doch, hat es.“ Und: «Ich glaube, ich habe mein Hörproblem einfach ein Leben lang verdrängt». Was lange gut geht, wird ab 60 zum Problem. Im Job wird es heikel: «Es hat immer mehr Missverständnisse gegeben, das ist mir aufgefallen. Oft habe ich irgendwas gesagt, und die anderen haben mich nur entgeistert angeschaut, weil ich mal wieder etwas komplett falsch verstanden hatte“ Auch im Privaten geht Thomas’ Verdrängungstaktik nicht mehr auf. 

Durchbruch

Dass Thomas irgendwann auf ein Inserat für Hörgeräte aufmerksam wird, ist deshalb sicher kein Zufall. «Ich gehe mal fragen», denkt er, und macht einen Termin beim Akustiker. 

Heute leuchten Thomas Augen, als er davon erzählt, wie die Hörgeräte ihm geholfen haben: «Mir ist klar geworden: Das ist ein Riesengewinn. Ich höre Sachen, die ich mein Leben lang nicht gehört habe. Und im Theater habe ich den Text verstanden.» Bei Thomas ist die Verdrängung in dankbare Begeisterung umgeschlagen. Er ist sicher: «Das hat mein Leben verändert. So viel mehr Lebensqualität! Und beim Tanzen sind mir die Geräte noch nie rausgefallen Das hat wirklich hundertprozentig funktioniert.» 

Wie ist Thomas Mettler am Ende doch noch zum Hörgeräte-Fan geworden? Lesen Sie den ganzen Artikel im nächsten Dezibel

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