Dominik Jud, besser bekannt als Sänger und Musikproduzent Dodo, landet mit diesen Zeilen einen seiner grössten Hits. Und er weiss, wovon er singt: Dodo lebt seit über zwanzig Jahren mit einem Pfeifton im Kopf.
Dodo ist ein Kind der 1990-Jahre. Gehörschutz ist damals unpopulär, kein Thema für einen Heranwachsenden, der gerade beginnt, sich in der Musikszene einen Namen zu machen. Bei Rap-Konzerten steht Dodo immer vorne. Direkt neben den Boxen, da, wo die Chance am grössten ist, am Ende der Show von den Idolen auf die Bühne gezogen zu werden. So wie bei dem Konzert der Hip-Hop-Band Pharcyde, als Dodo – knapp achtzehn Jahre – zeigen darf, was er kann. Glücklich geht er nach über 90 Minuten ‘Volumen am Anschlag’ nach Hause. Das schrille Fiepen in den Ohren beunruhigt ihn nicht. «Das ist normalerweise nach ein zwei Tagen weg», weiss er. Normalerweise. Nur: Diesmal nicht. «Und dann habe ich richtig Schiss bekommen…»
Rückzug
«Mir ist das passiert, was wahrscheinlich jeder kennt, der Erfahrung mit Tinnitus hat», sagt Dodo nüchtern, «ich habe mich mega fest auf den Ton konzentriert.» Mit seinem heutigen Wissen urteilt er: «Das war wahrscheinlich das Falscheste, was ich machen konnte.» Aber damals? Scheinbar der einzige Weg. Dominik zieht sich zurück, sperrt sich regelrecht in seinem Zimmer ein, geht monatelang weder zur Schule noch arbeiten. «Ich wollte absolute Ruhe. Und gleichzeitig habe ich jede Sekunde gelauscht, ob der Tinnitus noch da ist. Das war wirklich psycho!». Schlafen? Vergiss es! Musik machen? Undenkbar. Sogar den Sport hängt er an den Nagel. «Das Geräusch, wenn der Hockey-Puck gegen die Bande geknallt ist, hat mich wahnsinnig gemacht.» Die schlimmste Zeit in seinem Leben nennt Dodo diese Tage, spricht von Suizidgedanken und tiefer Verzweiflung.
Doch dann rappelt Dodo sich auf und beginnt zu kämpfen
Blutdruckmittel verschreibt ihm die Schulmedizin unter anderem. Leider wirkungslos. Ebenso wie die «Mozart-Therapie», die er am Tomatis-Institut in Zürich startet. «Ich bin dann zu einem Schamanen gegangen» Der Alternativmediziner räuchert Dodo die Ohren aus. «Ich hatte sogar das Gefühl, es hilft ein bisschen». Aber ein bisschen ist eben nicht genug, wenn das eigene Lebensglück auf dem Spiel steht. Dodo sucht weiter.
Und dann kommt der Gamechanger. «Ich bin irgendwann bei einem Arzt in Basel gelandet, der selbst einen Tinnitus hatte. Das war die beste Entscheidung in meinem Leben», sagt Dodo mit glänzenden Augen. Warum? «Das war der erste Mensch, der mich wirklich verstanden hat.” Der Arzt findet die richtigen Worte und Dodo beginnt, sich aus der “Tinnitus-Bubble” zu befreien.
Frieden
Heute, über zwanzig Jahre später, steht Dodos innere Einstellung felsenfest: «Ich habe Frieden gemacht, mit dem Tinnitus. Er ist wie ein Wesen, das in mir drin und immer mit mir zusammen ist.» Ja, Dodo geht sogar noch weiter. Über die schlichte Akzeptanz hinaus, macht er das Problem zu seiner Lösung: «Das Schönste ist, dass ich dank des Tinnitus etwas für mein Leben gelernt habe: Das mit dem Akzeptieren und Annehmen, das konnte ich schon auf ganz viele andere Situationen anwenden. Darum bin ich dem Tinnitus dankbar.”
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