Beat schlägt Haken

Donnerstag, 04. April 24

«Wenn das Leben einen Haken schlägt, dann musst du den Haken mitmachen». Das sagt Beat, 43-jähriger Familienvater und seit gerade mal vier Jahren CI- und Hörgerät-Träger. Und mit Haken kennt er sich aus. Denn: Beat hat in den letzten Jahren mehr als nur einen Schicksalsschlag wegstecken müssen.

Mit 28 Jahren besteigt Beat einen Gipfel im Kaukasus. Als er, beim anschliessenden «wellnessen» im hoteleigenen Pool, zum Handtuch greift, stellt er fest, dass er nur noch auf einem Ohr etwas hören kann. Links ist weg. Komplett. Im Laufe von wenigen Stunden kommen Schwindel und Übelkeit hinzu und spätestens jetzt ist Beat klar: Das ist ernster, ich muss etwas unternehmen. Doch es dauert knapp eine Woche, bis Beat endlich wieder in der Schweiz ist und einen Spezialisten aufsuchen kann. Der erkennt den Hörsturz und leitet sofort die Behandlung ein. Zu spät.  Die Medikamente helfen zwar mit der Zeit gegen den Schwindel, aber das Gehör auf dem linken Ohr kommt nicht zurück. «Am Anfang konnte ich nicht mal frei laufen. Ich musste mich immer festhalten», erinnert sich Beat, «aber als der Schwindel dann weg war, habe ich schnell gemerkt, dass man mit einem Ohr eigentlich relativ gut durchs Leben kommt.»

Über zehn Jahre geht alles gut. Dann, im Familienurlaub 2019 auf Rügen, folgt der zweite Hörsturz, und Beat hat ein Déja-vu: „Ich wusste genau, was jetzt kommt“, sagt er, „die Ärzte haben mir sehr deutlich gemacht, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass sich das Gehör auf ein vernünftiges Niveau erholt.“ Beat erinnert sich: „Das war hart, der Gedanke, dass ich vermutlich gerade die Stimmen meiner Familie zum letzten Mal in meinem Leben gehört habe“. 

 

Heute kann Beat wieder hören

Aber Beat lässt sich nicht unterkriegen: Anfang November, nur knapp drei Monate nach dem zweiten Hörsturz, wird Beat ein Cochlea-Implantat eingesetzt. Schon im Dezember startet das CI-Hörtraining mit der Audioagogin und Beat kann anfangen, wieder im Leben Fuss zu fassen.

Der Alltag ist anstrengender geworden. Im Beruf genauso wie in der Familie. Und trotzdem sagt Beat: «Ich glaube, wir sind inzwischen sehr gut darin, das Beste aus einer Situation zu machen. Das sage ich auch immer , wenn mich jemand fragt, wie ich mit meinem Hörverlust umgehe: Etwas nachzutrauern, was nicht mehr geht, macht für mich keinen Sinn. Ich versuche, mich über alles zu freuen, was ich noch kann. Das ist das Wichtigste.»

Trotz Schicksalsschlägen findet Beat „Ich hatte grosses Glück“. Warum er das so sieht und wie sich seine berufliche Karriere seit dem zweiten Hörsturz entwickelt hat, lesen Sie im aktuellen Dezibel.

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