SIA 500. Was wie ein Staubsaugermodell klingt, ist eine Norm. Und zwar die Norm für «Hindernisfreie Bauten» . Beat Graf, Höranlagen-Experte von Pro Audito Schweiz, ist neu in die Kommission gewählt worden. Die Kommission wird die Norm SIA 500 in den kommenden Jahren überarbeiten. Im nächsten Dezibel, das Ende Monat erscheinen wird, erklärt er die Hintergründe der Revision. Hier schon ein Vorabdruck.
Erst mal: Herzliche Gratulation zur Wahl in die Kommission, Beat Graf. Was ist denn eigentlich die die SIA 500 Norm überhaupt? Warum gibt es sie? Und wer verwendet sie?
Beat Graf: Es ist so: Verschiedene Gesetze enthalten Bestimmungen, die die Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen verhindern sollen. Die Bundesverfassung zum Beispiel, oder das Behindertengleichstellungsgesetz, aber teilweise auch kantonales oder kommunales Recht. Wie solche Benachteiligungen dann konkret beseitigt werden, ist in technischen Normen festgelegt. Der «Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein» (SIA) erstellt solche Normen. Die SIA 500 «Hindernisfreie Bauten» ist die Schweizer Norm für Bauten, die dem Behindertengleichstellungsgesetz unterstehen. Ohne diese Norm wüssten die Fachleute nicht, was sie beim Bauen beachten müssen, damit ein Gebäude hindernisfrei ist. Die SIA 500 wird deshalb in der Schweiz von allen verwendet, die mit dem Thema hindernisfreies Bauen zu tun haben. Ich selbst nehme diese Norm regelmässig zur Hand.
Und inwiefern ist die Norm relevant für Menschen mit einer Schwerhörigkeit?
Beat Graf: Die SIA 500 nennt ganz konkret Gebäude und Räume, in denen Höranlagen installiert werden müssen und sie stellt Anforderungen an die Raumakustik. Die Norm schreibt auch vor, wie die Räume mit Piktogrammen zu kennzeichnen sind und welche weiteren internationalen technischen Normen zur Anwendung kommen.
Weshalb funktioniert es denn nicht besser?
Beat Graf: Eine Norm ist immer nur so gut, wie ihre Umsetzung. Leider hapert es hierzulande bei der Ausführung von Norm-konformen Höranlagen und der geeigneten Raumakustik noch. Pro Audito Schweiz wird sich daher in Zukunft vermehrt aktiv für die Umsetzung der Norm engagieren.
Übrigens können bestimmte Organisationen und betroffene Einzelpersonen Beschwerde einlegen, wenn die Anforderungen der SIA 500 in einem Neubau oder Erneuerung von Bauten nicht umgesetzt werden.
Warum wird die SIA 500 jetzt überarbeitet?
Beat Graf: Die aktuelle SIA 500 ist eine zweckmässige und grundsätzlich gute Norm. Aber die Bedürfnisse von Menschen verändern sich und die Technik entwickelt sich weiter. Daher ist es sinnvoll, die SIA 500 – wie eigentlich jede Norm – in regelmässigen Abständen zu prüfen und anzupassen. Dies wird nun eine Arbeitsgruppe mit Begleitung der Normenkommission in den kommenden Jahren angehen.
Welchen Anteil hat Pro Audito Schweiz daran?
Beat Graf: Als Fachverantwortlicher Höranlagen von Pro Audito Schweiz werde ich aktiv in den Bereichen Höranlagen und Raumakustik mitarbeiten. Ziel ist, die akustische Situation in neuen Gebäuden zukünftig mitzugestalten und zu verbessern – immer im Sinne der 1.3 Mio. Menschen mit einer Schwerhörigkeit in der Schweiz.
Und wann kommt dann die neue SIA 500?
Beat Graf: Die Arbeiten haben begonnen, die neue Version sollte im Verlauf des Jahres 2025 gültig sein.
