Aus der Forschung: Hoffnung bei Hörsturz?

Mittwoch, 26. Juni 19

Ein Hörsturz könnte schon bald besser behandelbar sein. Warum, erklärt Prof. Daniel Bodmer, Chefarzt der HNO-Klinik in Basel, der seit über zehn Jahren in der Hörsturzforschung aktiv ist.

Herr Bodmer, welche Behandlungsoptionen hat ein Mensch, der einen Hörsturz erleidet?

Im Moment sind die Therapiemöglichkeiten leider recht begrenzt. Die besten wissenschaftlichen Daten liegen für Kortison vor, das in unterschiedlicher Form – als Tablette, Infusion oder ins Ohr gespritzt – und Dosierung gegeben wird.

Als Mitgründer der Pharma-Firma Strekin führen Sie aber gerade eine Studie mit einem neuen Medikament durch.

Genau. Wir testen ein Medikament, das die Haarzellen im Innenohr vor Schädigung schützen soll – und zwar rückwirkend nach einem akuten Hörsturz oder Lärmtrauma. Voraussetzung ist, dass die Patienten innerhalb von 96 Stunden behandelt werden. Ausserdem muss die mittlere Hörschwelle auf drei Frequenzen um mehr als 75dB abgesunken sein, es muss also ein massiver Hörverlust vorliegen.

Wie wirkt das Medikament, das Sie in der Studie testen?

Der Wirkstoff setzt bei der Apoptose an, dem so genannten programmierten Zelltod. Das ist ein normaler Vorgang im Körper: Wann immer eine Zelle zu stark geschädigt wird, bringt sie sich sozusagen selber um.

Der Wirkstoff, den wir testen, nutzt das Zeitfenster, in dem die Zellen noch leben, sich aber entscheiden müssen «sterben wir ab, oder überleben wir». Er verschiebt sozusagen die Schwelle für den programmierten Zelltod nach oben. Gleichzeitig verbessert das Medikament die Stoffwechselsituation der Zelle. Zusammengenommen heisst das: Durch den Wirkstoff wird die Schädigung für die Zelle kleiner, und sie bekommt mehr Zeit, sich zu reparieren.

 

Wollen Sie wissen, wann das neue Medikament voraussichtlich auf den Markt kommt? Mehr zu der Studie und den erwarteten Ergebnissen lesen Sie in der nächsten Ausgabe vom dezibel.

Weitere News