Seit 1920 hat sich viel getan: Drei Experten geben Auskunft. Aus medizinischer, historischer und neuropsychologischer Sicht bestehen unterschiedliche Forschungs- und Erklärungsansätze.
Herr Gebhard, wie hat sich das Leben als Mensch mit Schwerhörigkeit aus historischer Perspektive verändert?
„Es gibt sicher grosse Veränderungen. Die nationale Gesetzgebung wie etwa das nationale Behindertengleichstellungsgesetz oder die Unterzeichnung der UNO-Behindertenkonvention sind Meilensteine einer Emanzipationsbewegung. Damit eng verbunden ist das Recht auf soziale Teilhabe und die Integration in die Gesellschaft. Heute ist beispielsweise unbestritten, dass hörbehinderte Menschen gleich gute Arbeit wie Hörende verrichten können. Das war lange Zeit nicht der Fall.“
Frau Dr. Veraguth, wie hat sich die Diagnostik verändert?
„Es wurden zunehmend bessere Methoden entwickelt, um die feinen Strukturen des Ohrs zu untersuchen. Wegweisend waren die Entwicklung des Mikroskops und der Endoskope sowie die verschiedenen Methoden des Röntgens – vom einfachen Röntgenbild zum heute hochauflösenden Computertomogramm und Magnetresonanztomogramm.“
Herr Meyer, was können aus neuropsychologischer Sicht die Ursachen für eine Schwerhörigkeit sein?
„Die zerebralen – also das Gehirn betreffenden – Ursachen können angeboren sein und sich als Hörbehinderung bereits im Kindes- und Jugendalter zeigen. Erworbene Hörprobleme können auch als Folge von Erkrankungen des zentralen Nervensystems in jungen Jahren auftreten. In der Regel zeigt sich Schwerhörigkeit jedoch als Alterserscheinung.“
Lesen Sie im aktuellen dezibel, was sich in den letzten 100 Jahren in der Forschung getan hat, und erfahren Sie mehr über die Lösungsansätze der unterschiedlichen Disziplinen.